Die handwerklichen Fächer an unserer Schule
Der Mal- und Zeichenunterricht
Malerei und Graphik begleiten die Schüler durch alle Schuljahre. Techniken und Motive werden auf Grund der Entwicklungssituation des Schülers ausgewählt.
Unterstufe – „Sinneserfahrung“
In der Unterstufe wird ein qualitatives Erleben der Farben angelegt. Das Aquarell malen fördert reichhaltige sinnliche Wahrnehmungen, reine Farbgeschichten werden durch Motive aus den verschiedenen Hauptunterrichtsepochen ergänzt. Zeichnungen mit Wachs- und Holzstiften, in allen Heften, befriedigen das Bildbedürfnis der Kinder.
Mittelstufe – „Licht und Schatten“
In der Mittelstufe greift das Gestalten mit Schwarz und Weiß das ambivalente Gefühlsleben dieses Alters auf. Es ist die Zeit des Übens, um grundlegende Fertigkeiten, wie z. B. die Zentralperspektive zu erlernen. Das Sachzeichnen fördert das genaue Hinsehen.
Oberstufe – „Ausdruck“
In der Oberstufe erweitern neue grafische und malerische Techniken (Hoch- / Tiefdruck, Tusche, Acrylfarbe …) die persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten und führen zu einer differenzierten Wahrnehmung. Den Abschluss bildet die Porträtkunst.
Der Handarbeitsunterricht
„Der Mensch empfing die Hand, weil er den Geist empfing.“ Aristoteles
Handarbeit wird in der Waldorfschule von der ersten bis zur zehnten Klasse für alle Schüler/Innen unterrichtet.
Bereits in der ersten Klasse erlernen die Kinder das Stricken von rechten Maschen.
Mit einer lebendigen Geschichte erzählt die Lehrerin von einem Schäfer und seinen Schafen. Die Kinder dürfen frisch geschorene Schafwolle waschen, die noch ganz fettig ist, nach Schaf riecht und der man ansieht, wo das Schaf überall umher gestreift ist. Mit ihren Fingern spinnen sie das erste Fädchen, das von den Kindern stolz als Armband getragen wird. Die Stricknadeln werden aus Holzstäbchen ebenfalls selbst angefertigt.
Nun kann das Stricken beginnen! In der ersten Klasse werden Zwerge, Vögelchen und ein Flötenbeutel für die erste Flöte gestrickt. Bei jeder Arbeit überlegt man mit den Kindern, wie die Farben angeordnet werden. Wo kommt die dunkle Farbe hin, wo die helle?
Handarbeit ist mehr als Stricken, Häkeln, Sticken, Nähen
Es hat zu tun mit Farbempfinden, Schönheit und Formgebung.
Die Sinne des Kindes werden angesprochen und geübt.
Mit dem tätigen Üben wird der Wille des Kindes gestärkt.
Die Feinmotorik der Hände wird geschult.
Mit der Geschicklichkeit der Finger schult das Kind seinen Geist, seine Intelligenz, seine freie Beweglichkeit im Denken.
Der Werkunterricht
Durch Auge und Hand zu tiefem Selbstverständnis.
Der künstlerisch-handwerkliche Unterricht begleitet die Schülerinnen und Schüler von der 6. bis zur 12. Klasse. Die Grenzen der Bereiche Kunst und Handwerk sind fließend. Die Aufgaben sind so gestaltet, dass sie die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen begleiten und so eine Ergänzung schaffen zu den eher intellektuellen oder sportlichen Bereichen der Schulausbildung. Im handwerklichen Tun werden Grundfertigkeiten (Genauigkeit, Geschicklichkeit etc.) durch das Üben vertieft. Das Üben der Handwerke schließt den Übenden unvermittelt, durch die Hand an die Kulturgeschichte der Menschheit an.
Auf der Grundlage der handwerklichen Fähigkeiten, kann sich die Kunst entfalten. Die vorhandene Kreativität kommt zum Ausdruck, wird durch das Üben systematisch erweitert und bis zur Urteilsfähigkeit gesteigert. Der Umgang mit den Materialien Holz, Kupfer, Weide, Eisen, Kalkstein, Ton und Gips ist fester Bestandteil dieses Faches.
In der Oberstufe wird auf den in der Unterstufe erworbenen Grundfertigkeiten aufgebaut.
Der Lehrer hat im Werkunterricht jetzt die Rolle eines Meisters. Dagegen übernehmen das Werkzeug und das Material nun die Aufgabe des „Erziehers“. Dies bedeutet, dass der Schüler sich nun mit den Begebenheiten der Werkzeuge und Materialien auseinandersetzen muss. Es wird ein spezifisches Wissen über die Verarbeitung der Werkstoffe nötig und der Jugendliche muss dieses Fachwissen mit den eigenen Vorstellungen, Plänen und mit seinem Willen in Einklang bringen.
Während manche Tätigkeiten den Willen schulen (z. B. das Wiederholen bestimmter Techniken), geht es an anderer Stelle darum, sicher in den Ausführungen zu werden, präzise zu arbeiten oder – ab ca. der 11. Klasse – konstruktive Vorstellungen umzusetzen.
Je nachdem mit welchen Materialien das Kind konfrontiert ist, kommen andere erzieherische Wirkungen zum Tragen. Dies ist der Grund, weshalb im Laufe der Oberstufe mit einer Vielfalt von Werkstoffen gearbeitet wird.
So erlebt der Schüler im Kupfertreiben den Rhythmus (Rhythmus ersetzt Kraft) und entwickelt daraus die Fähigkeit zu konzentriertem und ausdauerndem Arbeiten.
Beim Holz arbeitet der Jugendliche mit einem organischen Material, an dessen Gegebenheiten er sich anpassen muss.
Bei Metallarbeiten erfährt er die Verwandlung des Materials, was an den eigenen Entwicklungsprozess erinnert.
Die Verarbeitung von Eisen hat viel mit Mut zu tun. Man muss fachgerecht, schnell und sicher reagieren, was u. a. die Wachheit fördert.
Der Gartenbauunterricht
„Es wird sich nicht darum handeln, den Kindern eine vorberufliche Ausbildung zu vermitteln, vielmehr soll versucht werden, im Zusammenhang mit dem Gesamtunterricht, die Kinder in die richtige Seelenstimmung zu versetzen, Naturzusammenhänge in unserer landwirtschaftlichen Arbeit so richtig zu beurteilen. Das wird notwendig sein, um den Katastrophen am Boden zu begegnen.“ Rudolf Steiner
Gartenbau wird an unserer Schule von der 6. bis zur 10. Klasse unterrichtet.
Hier erleben und erfahren die Schüler eine Urtätigkeit des Menschen. Alles Leben ist letztlich nur möglich, wenn die Grundversorgung funktioniert. Der Anbau von Lebensmitteln und die Kenntnis darüber sind also Grundlage für Kulturtechniken, wie sie in der Schule gelehrt werden. Manche Dinge kann man nur richtig verstehen, wenn man sie mit eigenen Händen ausgeführt hat und nicht nur über sie theoretisiert. Erlebt der Schüler, wie unsere Nahrungsmittel heranwachsen, erwächst im Schüler eine Haltung der Dankbarkeit.
Der Mensch ist nicht nur existentiell mit der Natur verbunden, er ist sogar Teil der Natur. Es würde etwas fehlen, wenn man im Leben keine Beziehung zur Natur bekommen würde.
„Es ist für den Menschen für seine soziale Entwicklung von besonderer Bedeutung, bis in seine Hände hinein erlebt zu haben, dass Menschen immer auf die Arbeit anderer Menschen angewiesen sind..“ Rudolf Steiner
Im Gartenbau kann man Verständnis und Verantwortung für Lebendiges lernen und entwickeln, denn der Umgang mit wachsenden, sich entwickelnden Pflanzen ist eine gänzlich andere Tätigkeit, als der Umgang mit leblosem Material oder einem schriftlichen Thema. Bei der Arbeit an Pflanzen muss alles zur rechten Zeit geschehen. Den Zeitpunkt bestimmen nicht wir, sondern die Natur.
Um zu wissen, was zu tun ist, muss man die eigene Beobachtung schulen, denn die Pflanzen teilen dem Gärtner nicht aktiv mit, wenn ihnen etwas fehlt.
Man kann miterleben, wie Taten, aber auch Unterlassungen Folgen haben. Es wirken kausale Zusammenhänge, die erst nach einer gewissen Zeit durch die Reaktion der Natur auf unsere Tätigkeit sichtbar werden.
Zudem ist die Arbeit im Gartenbau immer ein Arbeiten für die soziale Gemeinschaft und es entwickelt sich herbei ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge.