Der Herbst

Das Erntedankfest

Wenn nach den Sommerferien der Kindergarten wieder beginnt, ist die Ernte schon in vollem Gange. Das Getreide ist abgemäht und die Äpfel und Birnen werden reif. Wir verarbeiten in unserem Kindergarten vor allem die vielen Äpfel, die uns die Bäume in unserem Garten schenken zu Apfelringen, Apfelküchlein, Apfelmus, …. .
Das Getreide, welches wir aus dem Schulgarten bekommen, wird gedroschen, gemahlen und zu einem leckeren Brot gebacken. Der Erntereigen mit Liedern und Spielen lässt uns ins Mitempfinden kommen und macht Freude. Selbst Geerntetes, ob von den Kindern, von zu Hause  im Erntekörbchen mitgebracht oder im Kindergarten geerntet, wird zu leckeren Speisen, Tees usw. verarbeitet. Wer keinen eigenen Garten hat sucht am Wegesrand nach Kastanien, Bucheckern, Eicheln, Hagebutten, Blumen ...    
Mit den Dingen vom Wegesrand kann gebastelt oder eine schöne Dekoration für den Jahreszeitentisch hergestellt werden.

Der Hintergrund für dieses Fest ist der Dank an die Natur und die Erde, die uns so reich beschenkt mit allem, was wir zum Leben brauchen. Das drückt sich auch in unserem Tischgebet aus:

„Erde, die uns dies gebracht,
Sonne, die es reif gemacht,
Liebe Sonne, liebe Erde
Euer nie vergessen werde“

Christian Morgenstern

 

Durch passende Puppenspiele, Geschichten und Sprüche wird das Fest abgerundet. In manchen Gruppen wird auch ein Kartoffelfeuer mit den Eltern zusammen gemacht und gemeinsam gegessen und gesungen. Dankbarkeit ist eine zentrale Haltung dieses Festes.

 


 

Das Michaelifest

Michaeli ist ein Fest eher neueren Datums, es geht auf das 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes zurück, in dem vom Kampf des Erzengels Michael gegen den Drachen berichtet wird.  Michael tötet den Drachen aber nicht, er besiegt ihn. So ist das Sinnbild des Michaels die Waage  die Gut und Böse im Gleichgewicht halten will, dem Bösen immer im rechten Maß das Gute entgegen zu stellen - das ist michaelisch.
Dies finden wir zur Erntezeit auch ganz stark in der Reife der Früchte, nur wenn ich die Frucht zur richtigen Zeit ernte, ist die Waage im Gleichgewicht. Zu früh sind die Samen vielleicht noch nicht richtig ausgereift, zu spät geerntet ist die Frucht dann schon verdorben. So hängen ganz viele Sinnbilder der Michaelizeit mit dem des Erntedankfestes zusammen. Der Erzengel Michael steht im Zentrum dieses Festes. Er ruft uns dazu auf, das Gute zu wecken und uns dafür einzusetzen. Die Schwächeren zu beschützen und das Böse zu bekämpfen.
Michael hat sich tapfer dem Drachen (der Finsternis) entgegengestellt und gibt uns den Mut, uns für das Helle, Geistige und Gute einzusetzen. Michael ist der Repräsentant der Mutkräfte. Für unsere Kinder werden diese Seelenkräfte erlebbar im Reigen, wo im Spiel der Ritter Georg die Kräfte (das Schwert) von St. Michael erhält, um die Prinzessin aus dem Turm zu befreien. Der Ritter muss dabei den „Drachenwurm“ besiegen. Auch im Puppenspiel und in Geschichten und Sprüchen werden die Inhalte aufgegriffen.

„Werden die Tage kurz, werde die Herzen hell
Über dem Herbste strahlt leuchtend Sankt Michael.
Sankt Michael, Herr der Zeit!
Du gibst wahres Brot und ein neues Kleid!“

Heinz Ritter

 

Der Jahreszeitentisch ist in Rot gehalten und darauf liegt das goldene Schwert und der goldene Helm. Zum Fest wird ein leckeres Schwert oder ein Drache aus Hefeteig oder Quarkölteig gebacken. Die Kinder bekommen an diesem Tag auch noch einen „Zauberapfel“ – in seiner Mitte erkennt man den Fünfstern, welcher als Sinnbild für den Menschen steht. Der Michaelstag ist der 29.9. und bedeutet für uns den Beginn der Michaelizeit. Diese dauert ungefähr 4 Wochen.

 


 

Das Laternenfest oder auch „Zwergenfest“

Das Zwergenfest feiern wir immer an einem Freitag, der am nächsten zum 11. November, dem Martinitag, liegt, da es ursprünglich aus dem Martinsfest entstanden ist.
Wir im Waldorfkindergarten Ravensburg, sind der Meinung, dass das Sinnbild, welches für Sankt Martin steht, noch nicht für das Kindergartenkind passend ist und seinen Platz in der Schule hat. Daher feiern wir ein Zwergenfest. Die kleinen Kinder sind noch ganz mit der Natur und den Elementarwesen verbunden. 
Das Laternenfest ist ein Lichterfest zu Beginn der dunklen Jahreszeit, in welcher die Menschen aufgerufen sind, bis hin zur Weihnacht in ihrem Innern ein Licht zu entzünden.
In den Tagen vor dem Fest werden die Laternen gebastelt und fleißig Höhlen und Häuser für die Zwerge in den Garten des Kindergartens gebaut, welche am Abend des Festes durch viele Lichter erleuchtet sind.
So verabschieden wir uns von den Zwergen, die vom Frühjahr bis jetzt in der Natur für uns in der Pflanzenwelt über der Erde tätig waren, und sich nun ins Erdinnere zurückziehen um dort die Pflanzen im Winter für den Frühling zu stärken.
Die Kinder erleben, dass die Natur sich zurückzieht und dass sie mit ihrem Laternenlicht die Dunkelheit durchbrechen können. Wie nur eine kleine Laterne die Umgebung erhellt und so viel Licht spendet.

„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir.“ ...

Das Fest selber beginnt mit einem Puppenspiel, danach werden die Laternen entzündet und verteilt. Die Kinder und Eltern ziehen mit den Laternen singend durch den Garten und bestaunen die hell erleuchteten Zwergenhäuser. Man trifft mit den anderen Gruppen zusammen, und in einem großen Abschlusskreis werden die „Hefeschneckle“ verteilt, gemeinsam gegessen und zum Abschluss zusammen gesungen. Am Ende des Festes ziehen die Kinder mit den leuchtenden Laternen nach Hause. Dort kann man dann an den folgenden Tagen mit den Eltern nochmals Laternen laufen.